Benjamin.

oder: Wunder gibt es immer wieder, Teil 1


Benjamin. Mit  14 Monaten zog er ein in unsere Wohnung und unsere Herzen!

Ein kleiner Junge, der nicht krabbelte, so traurige Augen und ständig einen total nassen Kopf hatte vor lauter Stress, Ängsten und Unruhe in sich. 

Wie schon geschrieben https://herzeltern.de/familienalltag/ploetzlich-eltern-ganz-ohne-schwangerschaft/ band ich mir Benjamin vom ersten Tag an im Tragetuch ganz nah an mein Herz und wir überschütteten ihn mit unserer Liebe – und die Liebe all der vielen Jugendlichen um uns gab es gleich noch mit dazu. Benjamin schlief anfänglich sehr unruhig, wachte nachts ständig auf, kannte nur Fläschchen und Milchschnitte und forderte uns gleich ordentlich heraus. 

Doch schon innerhalb kürzester Zeit konnten wir eine riesen Veränderung an ihm feststellen: seine Augen begannen interessiert alles zu mustern, wir als Eltern wurden zu wichtigen Bezugspersonen, die Welt schien plötzlich so spannend zu sein, dass Benjamin zu krabbeln begann (natürlich auch mit Unterstützung der Physiotherapeutin die wir mehrmals die Woche besuchten). 

Physiotherapie, Ergotherapie, Frühförderung, SPZ, Reha, …. viele Hilfen wurden jahrelange Begleiter unseres Alltags. 

Benjamin war immer überall mit dabei, sei es wenn ich mich zu den Punks vor unserem Haus setzte, bei Konzerten, bei Jugendgottesdiensten, Festivals … und so wuchs er mit viel Musik und unterschiedlichsten Menschen auf. Sehr auffällig war über viele Jahre, dass Benjamin große Angst hatte vor Menschen mit anderer Hautfarbe und verkleideten Menschen. Fasching war die ersten 10 Lebensjahre richtig schlimm für ihn, Halloween ist es bis heute und noch immer lösen Masken große Furcht bei Benjamin aus. 

Mit 18 Monaten konnte Benjamin krabbeln und ab diesem Moment war kein Schlagzeug mehr vor ihm sicher. Waren es anfänglich noch typisch kindliche unbeholfene Schläge auf die einzelnen Trommeln, so konnte man doch sehr schnell eine ungewöhnliche rhythmische Begabung hören. Vielleicht für dich als Leser nichts Ungewöhnliches, für ein Kind mit geistiger Behinderung (das auch mit 19 Jahren noch im Zahlenraum von 1-20 rechnet) doch sehr untypisch. Für viele Ärzte ist dies nicht erklärbar :).

Hier könnt Ihr Benjamin in Aktion sehen mit vielen jungen Freunden bei einem großen Festival 2019.

Wir sind bis heute am Staunen über diese Begabung und die Freude die Benjamin beim Spielen empfindet. Er sagt „wenn ich Schlagzeug spiele merkt keiner, dass ich behindert bin. Dann gehöre ich einfach dazu und die Anderen finden mich cool.“

Wie sehr wünschte ich, das wäre immer/ meistens so im Leben meines „kleinen“ Benjamins. Doch leider kommt Benjamin oft an Grenzen, merkt dass er doch nicht richtig dazu gehört, nicht zu Parties eingeladen wird, keinen Führerschein machen kann … und das macht ihn wütend und mich traurig weil ich es nicht ändern und ihm diese Erlebnisse nicht ersparen kann.

Was Benjamin heute macht, lustige Anekdoten, wunderschöne Momente und schmerzliche Erlebnisse in den letzten Jahren und vieles mehr folgt….

5 Kommentare

  1. Barbara Witzig

    Deine und eure ganze Liebe zu Benjamin kann man spüren und „das Ergebnis“ kann ich nur dankbar bestaunen. Möge Benjaminauf deinem Lebensweg immer von liebevollen, mitplanenden, einfühlsamen Mitmenschen begleitet werden.

  2. Ich leide mit meinem Sohn, der als Teen immer mehr merkt, was er nicht kann und darf. Ich hoffe, dass er seine erstaunliche Kreativität genauso gut anwenden kann wie eurer Sohn.

  3. Liebe Beate ich versteh so gut was du meinst! Ich denke wir als Eltern sind da um so mehr gefragt unseren besonderen Kindern immer und immer wieder den Rücken zu stärken, ihre Begabungen zu fördern und sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Trotzdem bleibt da immer auch die Sorge und der Wunsch nach Integration, weitestgehend selbständigem Leben , guten Freundschaften….
    Viel Kraft dir!

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